Die vielen Zuschriften zum Infektionsschutzgesetz seien der Anlass gewesen, einen breiten Austausch zu organisieren, berichtete Klingbeil zu Beginn. Da es aufgrund der aktuell hohen Ansteckungen keine Zusammenkünfte vor Ort geben könnte, müsse man digital miteinander sprechen. „Politik kann in diesen Zeiten viel über das Netz organisiert werden und gerade in diesen herausfordernden Zeiten ist es wichtig, sich verschiedene Argumente anzuhören und eine sachliche Debatte zu führen“, betonte der Bundestagsabgeordnete.
Prof. Dr. med. Schmitz: Tragen einer Maske ist wichtigste Maßnahme
Mit Prof. Dr. med. Frank Schmitz nahm der Chefarzt der Klinik Walsrode und Ärztliche Direktor des Heidekreis-Klinikums an Klingbeils Podiumsdiskussion teil. Er gab einen Überblick über die aktuelle Lage im Heidekreis, der „technisch hervorragend ausgestattet“ sei. Eine flächendeckende Versorgung müsse weiter gewährleistet werden, so der Mediziner. Da Corona ein hohes Ansteckungspotenzial habe, appellierte er, viel draußen zu machen und sich weiterhin an die Maßnahmen zu halten, die „vernünftig“ seien, wie er sagte. Das Tragen einer FFP2-Maske wäre weiterhin die wichtigste Maßnahme, denn es könnte noch Monate dauern, bis ein Impfstoff die breite Bevölkerung erreicht.
Ottomar Fricke: Einsamkeit, Angst und Stress als Auswirkungen von Corona
Der Superintendent des Kirchenkreises Walsrode, Ottomar Fricke, sprach über Einsamkeit, Angst und Stress als Auswirkungen von Corona: Die Angst vor einer Ansteckung sowie wirtschaftliche Sorgen würden die Menschen belasten. Viele Familien seien zudem unter sich und für Kommunikation werde Technik benutzt, zu der nicht jeder einen Zugang habe. Ihn beschäftige, ob wir als Gesellschaft verändert aus der Pandemie herausgehen werden und uns mehr ins Private zurückziehen.
Laura-Kristine Krause: Nicht zu sehr an aktuelle Situation gewöhnen
Die Wissenschaftlicheren Laura-Kristine Krause von der Organisation More in Common hält es für gefährlich, sich an die aktuelle Situation zu sehr zu gewöhnen. Dennoch sagte sie auch: „Wir alle erleben Corona anders. So wie ich es erlebe, heißt es nicht, dass die anderen Leute es genauso erleben.“ Corona-Erfahrungen seien eben zutiefst individuell. Kritikerinnen und Kritiker der Corona-Maßnahmen müssten hinterfragt werden, um sie zu verstehen. Als Herausforderung sehe sie an, dass sich die Bevölkerung derzeit in kleinen, abgeschotteten Kreisen bewege und sich nur wenig mit Andersdenkenden austausche. Von der Politik wünsche sie sich, ehrlich mit den Menschen zu sein.
Eva Quadbeck: Verschwörungstheoretiker für Argumente nicht mehr offen
Die stellvertretende Chefredakteurin und Leiterin des Hauptstadtbüros vom RedaktionsNetzwerk Deutschland, Eva Quadbeck, bilanzierte der Politik eine gemischte Bilanz. Man sei gut durch die Krise gekommen, vor allem wirtschaftlich. Fehler gab es ihrer Meinung nach in der Kommunikation, beim Thema Schulen und bei der Impfplanung. Zu Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretikern sagte sie, dass diese Menschen für Argumente nicht mehr offen seien, in einer alternativen Welt mit alternativen Fakten leben würden und Medien nicht mehr zur Kenntnis nehmen würden.

Lars Klingbeil: Ein sachlicher Austausch ist wichtig
Der Bundestagsabgeordnete sagte – auch mit Blick auf die vielen Zuschriften, die er in den vergangenen Wochen und Monaten bekommen habe: „Ich glaube nicht, dass die Menschen, die in dieser Zeit unsicher sind, sich von Politik abwenden oder unzufrieden mit den Maßnahmen sind, verloren sind für die Demokratie.“ Für ihn sei aber eben ein sachlicher Austausch von Argumenten entscheidend – so wie bei der Podiumsdiskussion. Die Runde hat daher auch über die Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutiert.