„Frühkindliche Bildung hat einen hohen Stellenwert, denn hier werden die Grundlagen für den Bildungserfolg in der Zukunft gelegt“, versicherte der gelernte Erzieher und Heilpädagoge seinen Zuhörern. Zwar machen die Mitarbeitenden in den Kitas einen hervorragenden Job, müssen aber bis an ihre Belastungsgrenze gehen, berichtete Santjer von seinen Erfahrungen. Die SPD will daher die Beschäftigten entlasten.
Der Bildungssprecher hob hervor, dass die SPD-geführte Landesregierung in der letzten Legislaturperiode die dritte Kraft in der Krippe eingeführt habe. „Wir arbeiten jetzt daran, dass wir auch im Bereich Kindergarten zu einem besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel kommen.“ Eine der anwesenden
Erzieherinnen forderte, dass sich Bund und Land noch mehr in die finanzielle Förderung der Kindertagesstätten einbringen, da einige Kommunen sonst überfordert seien. Das führe zu einem Ungleichgewicht.
Ein anwesender Ortsbürgermeister aus dem Landkreis berichtete in diesem Zusammenhang, dass mit Einführung der Beitragsfreiheit die Zahl der Kindergartenkinder in seinem Ort von sechs auf 25 angestiegen sei. Auf die von Zuhörern geäußerte Forderung der Unterstützung beim Bau von Kindergärten machte der MdL klar, dass man in Köpfe und nicht in Steine investieren wolle, da die die Mittel begrenzt seien.
Die Beitragsfreiheit im Kindergartenbereich hält Santjer für eine der größten familienpolitischen Errungenschaften der letzten Jahre, jetzt aber gelte es dem Fachkraftmangel in diesem Bereich zu begegnen, damit die Kinder gut betreut werden. Dörte Liebetruth erläuterte das Vorhaben der SPD/CDU-Landesregierung die Schulgeldfreiheit einzuführen: „Ab August 2019 wird an der letzten Schule das Schulgeld für die Erzieherausbildung abgeschafft.“ Das gelte auch für Pflegeberufe und Physiotherapeuten.

Außerdem sollen 500 neue Plätze für die Ausbildung in Niedersachsen geschaffen werden. Auch ein kommunales Stipendium konnte sich die Politikerin vorstellen, wie es einige Kommunen bereits vorgemacht haben. Im Rahmen einer dualisierten Ausbildung sei auch eine Ausbildungsvergütung denkbar. Santjer machte deutlich, dass der Abschluss der Erzieherausbildung mit einem Meisterbrief vergleichbar sei.
Besonderen Wert legte Santjer auf die Sprachförderung in den Kitas, die so früh wie möglich einsetzen sollte. Eine Krippenleiterin wandte ein, dass dafür die Zeit fehle. „Haben sie Vertrauen in das, was sie bereits machen, sie sind die Hauptakteure und die Sprachvorbilder der Kinder in der frühkindlichen Bildung“, forderte der Landespolitiker. Die Kindertagesstätten sieht Santjer folgerichtig vor allem auch als Bildungseinrichtungen.
Einige Eltern wünschten sich mehr Flexibilität im Fall von Krankheit der Kinder. Urlaubsansprüche seien schnell aufgebraucht, da könnten Eltern mehr Unterstützung gebrauchen. Liebetruth sah darin eher ein Problem der Bundesebene, sagte aber zu, den hiesigen Bundestagsabgeordneten Lars Klingbeil mit dem Thema zu befassen.
Ein weiteres Konfliktthema war die feste Aufnahmezeit der Kinder im August. Hier wünschte sich eine Elternratsvertreterin ein Entgegenkommen der Kommune. Eine der anwesenden Fachkräfte sah den Grund darin, dass im August die schulpflichtigen Kinder abgegeben werden und erst dann Plätze frei machen. Hier sei eine Lösung nur möglich, wenn noch mehr Plätze vorhanden wären. Schon jetzt geben die Kommunen aber viel Geld für die Kinderbetreuung aus, bestätigten die anwesenden Kommunalpolitiker. Nach rund zwei Stunden intensiver Diskussion in großer Runde bedankten sich die beiden Landespolitiker bei den Zuhörern. Organisator Marc Ostrowski überreichte den MdL als Dank je ein Buch über den Scheeßeler Blaudruck.